Morgens um 8:30 Uhr an der Bushaltestelle Ortseingang Michelsdorf. Deutlich verlangsamen die Autofahrer ihre Fahrt. Nein, ein Blitzerauto ist nicht der Grund. Fünf kostümierte Gestalten aus dem 19ten Jahrhundert erwecken Aufmerksamkeit. Sie warten ungeduldig auf den Schulbus. Mit 20 Kids aus der dritten Klasse der Grund-und Gesamtschule Lehnin „Heinrich Julius Bruns“ soll es gemeinsam nach Cammer zur Bockwindmühle gehen. Dort wartet Familie Richter vom Dorf & Heimatverein Cammer e.V. auf die Teilnehmer der Exkursion.
Außer einer gründlichen Mühleninspektion sowie das Ablegen der Prüfung zum Handmühlendiplom, hat Lehrerin Maria Jakob noch Kultur auf dem heutigen Lehrplan. „Die Gräfin und die Biester“ von der Theatergruppe Michelsdorf soll behandelt werden. Eine Mühle stellt im wahrsten Sinne des Wortes ein „Brennpunkt“ des Stückes dar. Also bietet es sich an zur funktionsfähigen Mühle in Cammer zu fahren, um hinter den Kulissen zu schauen. Und Michelsdorf liegt auf der Strecke. Da können doch die Schauspieler gleich mit aufgesammelt werden.
Das „Theater“ fing bereits während der Busfahrt an. Es war nicht leicht den pfiffigen Kindern zu erklären, dass sie gerade mit der Gräfin von der Schwarzfichte und ihrem Hofstaat in einer Kutsche säßen. Immerhin mit 300 Pferdestärken. Auch der „Spiegel“ hatte Schwierigkeiten, seine geisterhafte Gestalt zu beweisen. Doch das änderte sich Vorort an der Mühle, wo dramatisch der Müller von der Gräfin erfuhr, dass er zukünftig Steuern zu bezahlen hätte sonst würde seine Mühle brennen! Als der schleimige Graf von Mückerich, der nicht so helle Gardist Klöschen und der windige Spiegel sich in die Szenerie einmischten, fingen die Spekulationen über die möglichen „Biester“ im Stück an. Aber die Auflösung sollte noch auf sich warten.
Denn zunächst inspizierte Joachim Richter mit der Klasse das mechanische Innenleben des Mühlenhauses: Vom Antriebssystem zu den Mühlsteinen bis zur Mehlabfüllung wurde - über steile Treppen, um den Hausbaum herum, unter Holzzahnräder hindurch - der Prozess zur Mehlgewinnung aufgezeigt.
Wieder festen Boden unter den Füßen, wurden von den begeisterten Mädels und Jungs die Bockwindmühle in den Wind gestellt. Blitzableiter abgeschraubt und über den Außenbalken (Steerts) und dem Mühlenbock das Monstrum einmal um die eigene Achse gedreht. Ein echtes Highlight!
Und das war noch nicht alles. Mit Hilfe einer Handmühle wurde von den Kids aus Korn Mehl erzeugt: Mahlen, Befördern, Sieben und Abpacken. Verschiedene Getreidesorten standen zur Verfügung. Was für ein Spaß. Im praktischen Tun lernen. Am Ende erhielten die frisch gebackenen jungen Müller:innen ein Handmühlendiplom aus Cammer und eine Tüte ihres selbst gemahlenen Mehls.
Ach ja, da waren doch noch die Biester. Darüber wurde in der gräflichen Kutsche - äh im Bus - auf dem Weg zurück zur Schule weiter heiß diskutiert. Dabei wollten einige Geister werden und andere in den Dienst der Gräfin eintreten. Wie auch immer: Im Klassenzimmer gab es das ganze Stück. Der Film des Theaterstückes wurde gezeigt - vor einem Jahr im Open Air Stil vor der Kulisse der Bockwindmühle zu Cammer bei einer Vollmondnacht aufgezeichnet. Das Fazit war unter den Kids eindeutig: „Geldgier verdirbt den Charakter“.
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